Sozialpartner präsentieren Wertekatalog für digitalen Wandel
Mit der Unterzeichnung eines gemeinsamen Wertekatalogs erfolgte heute der Startschuss für einen neuen Themenschwerpunkt der steirischen Sozialpartner. Im Fokus stehen dabei die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt und die zentrale Frage: Welche Anpassungen braucht es in der Steiermark? Antworten darauf soll eine umfassende Studie geben.
Im Audimax der Fachhochschule Joanneum erfolgte am 2. März 2018 die Auftaktveranstaltung für einen neuen Schwerpunkt der steirischen Sozialpartner rund ums Thema Digitalisierung. Ziel ist es, notwendige Anpassungen, speziell was die Aus-, Weiter- und Qualifizierungspolitik betrifft, gemeinsam in die Wege zu leiten. Dafür wurde in Kooperation mit dem AMS auch eine eigene Studie beauftragt, die im Mai präsentiert werden soll. Zum heutigen Start wurde von den Sozialpartnerpräsidenten eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Diese enthält Werte und Grundsätze, gemäß denen die künftigen Maßnahmen ausgestaltet werden sollen.
Statements:
Josef Herk, Präsident WKO Steiermark: „Die Digitalisierung stellt eine neue Form der industriellen Revolution dar, der sich niemand entziehen kann. Ein Wandel, der alle Bereiche unseres Lebens betreffen wird, der viele Herausforderungen, aber vor allem auch Chancen mit sich bringt. Studien zufolge ist das wirtschaftliche Potenzial der Digitalisierung vergleichbar mit dem des Wiederaufbaus in den 50-er Jahren. Trotzdem sind viele Menschen hierzulande skeptisch und die öffentliche Wahrnehmung ist stärker als anderswo von Sorgen und Ängsten geprägt. Diese wollen wir gemeinsam als Sozialpartner nehmen. Und vor allem wollen wir als Sozialpartner diesen Wandel bestmöglich begleiten.“
Josef Pesserl, Präsident AK Steiermark: „Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist zweifellos die größte Herausforderung, vor der die Gesellschaft steht. Für die Arbeiterkammer ist die entscheidende Frage, wie es gelingen kann, dass von den Umwälzungen in der Arbeitswelt alle Menschen profitieren. Ziel aus unserer Sicht muss sein, dass die aufgrund des technologischen Fortschritts entstehende höhere Produktivität („Digitalisierungsdividende“) gerecht verteilt wird. Damit aus technischem Fortschritt auch sozialer Fortschritt entsteht.“
Georg Knill, Präsident IV Steiermark: „Die Steiermark hat das Potenzial, zu einer der Gewinnerregionen der Digitalisierung zu werden. Am Weg dorthin sind bestausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der entscheidende Schlüsselfaktor. Digitalisierung und Beschäftigungsaufbau sind nämlich kein Widerspruch – ganz im Gegenteil: In den letzten fünf Jahren bauten jene Unternehmen, die auf Hochtechnologie gesetzt haben, ihren Personalstand um jährlich 4,4 Prozent aus. Es ist an der Zeit, die Chancen des Wandels auf allen Ebenen, auch jener der Sozialpartner, zu nutzen.“
Franz Titschenbacher, Präsident LWK Steiermark: „Die Digitalisierung ist für die Landwirtschaft ein wichtiges Thema, sie erleichtert das Management der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe. So ermöglicht die Präzisionslandschaft im Bereich des Pflanzenbaus eine besonders umweltfreundliche Bewirtschaftung. In der Tierhaltung sorgt die moderne Sensortechnik für optimales Tierwohl und beste Tiergesundheit. Auch in der Forstwirtschaft hat bei der Holzübernahme und dem Holztransport die Digitalisierung bereits Einzug gehalten. Entscheidend für einen nutzbringenden Einsatz der digitalen Systeme ist eine sehr gute fachliche Aus- und Weiterbildung. Und: Die Datenhoheit muss bei den land- und forstwirtschaftlichen Betrieben bleiben.“
Horst Schachner, Landesvorsitzender ÖGB: „Die Digitalisierung hat Auswirkungen auf jeden einzelnen Arbeitnehmer bzw. jede einzelne Arbeitnehmerin. Aufgabe der Betriebsräte und Gewerkschaften ist es, allfällige Nachteile (z.B. durch die zunehmende räumliche und zeitliche Entgrenzung von Arbeit) abzuwenden. Die innerbetriebliche Mitbestimmung wird gerade auch bei diesen Veränderungen notwendig sein. Wenn wir insgesamt durch Digitalisierung weniger menschliche Arbeit brauchen, ist die gesamte Gesellschaft gefordert, Lösungen zu finden, die uns Wohlstand und sozialen Frieden erhalten.“
Karl-Heinz Snobe, Geschäftsführer AMS Steiermark: „Digitalisierung ist und wird zweifelsohne eine Herausforderung für die Arbeitsmarktpolitik. Die Zukunft ist zwar unbekannt, aber wir erleben, dass Maschinen kognitive Fähigkeiten bekommen, Entscheidungen treffen und die Arbeitswelt revolutionieren. Smarte Software wird dazu beitragen, dass Jobs verloren gehen – und andere entstehen. Wenn die Technologie fähiger wird, besteht aber die Gefahr, dass viele Menschen nicht mehr mithalten können. Es ist Aufgabe der Verantwortlichen im Land, Optionen zu diskutieren, dass der Wohlstand alle erreicht und der soziale Zusammenhalt nicht gefährdet wird.“